Preisträgerin 2016: Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Die zweite Frau in der Männerdomäne

Nach Vera Lengsfeld (2013) ist Sabine Bergmann-Pohl die zweite Frau, die mit dem Scheidegger Friedenspreis ausgezeichnet wird. Die heute 70-Jährige war das letzte Staatsoberhaupt der DDR und erhält die weiße Porzellantaube am Montag, 3. Oktober, bei einer Feierstunde im Scheidegger Kurhaus überreicht. Der Festakt beginnt um 19.30 Uhr und steht allen interessierten Bürgern und Gästen bei freiem Eintritt offen.
Der Preis wird zum achten Mal verliehen und ging neben den beiden Frauen auch an Rainer Eppelmann, Lothar de Maiziere, Christian Führer, Markus Meckel, Rudolf Seiters und Theo Waigel. Mit ihm würdigt die Gemeinde Scheidegg die Arbeit rund um die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands.
Preis mittlerweile bekannt
„Mittlerweile ist der Scheidegger Friedenspreis in dem Personenkreis, der für die Auszeichnung infrage kommt, sehr bekannt und wird auch sehr geschätzt. Da brauche ich niemanden mehr lange zu bitten. Die für den friedlichen Zusammenschluss verantwortlichen Personen freuen sich nach wie vor, dass ihre Bemühungen für einen unblutigen Umbruch honoriert werden”, sagt Manfred Przybylski, der Stifter des Preises.
Der ehemalige Geschäftsführer des Tagungszentrums der Konrad-Adenauer-Stiftung am Comer See verfügt über beste politische Kontakte und zaubert jedes Jahr eine neue Persönlichkeit aus dem Hut. Heuer ist es Sabine Bergmann-Pohl, das letzte Staatsoberhaupt der DDR. Was Bergmann-Pohl auszeichnet, macht Przybylski deutlich: „Sie hat die schwierige Aufgabe gemeistert, während ihrer achtmonatigen Amtszeit als Präsidentin der erstmals frei gewählten DDR-Volkskammer die Integration der plötzlich vielen verschiedenen Parteien zu gewährleisten. Bislang hatte man es ja nur mit Blockparteien zu tun.”
Für Bürgermeister Ulrich Pfänner hat Bergmann-Pohl damals die Parlamentsarbeit auf eine „demokratischvielfältige Basis” gehoben und die vorhandene und durchaus nachvollziehbare „Wut und Frustration der Opposition” in geordnete Kanäle gelenkt. Pfanner: „Da ist größte Besonnenheit gefragt gewesen. Sie hat mit ihrer Ruhe und Ausgewogenheit zum Erfolg dieser Zwischenzeit bis zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik im Oktober 1990 beigetragen.”
Sabine Bergmann-Pohl wird vor der Preisverleihung am 3. Oktober am ökumenischen Friedensgebet in der Hubertuskapelle im Ortsteil Forst teilnehmen (10 Uhr). Am Dienstag, 4. Oktober, spricht die 70-Jährige dann in der Aula des Lindenberger Gymnasiums zu Schülern der Oberstufe. Przybylski: „Man kann es jungen Leuten nicht oft genug vor Augen führen, wie wichtig die friedliche, nicht-militärische und unblutige Beilegung von Konflikten ist.”