Preisträger 2009: Rainer Eppelmann

Vom Preis- und Friedenstiften

Zum Gedenken an den Mauerfall vor 20 Jahren wird in Scheidegg am Tag der Deutschen Einheit erstmals den Friedenspreis verliehen, und zwar an den Theologen Rainer Eppelmann.

Preisträger Rainer Eppelmann Preisträger Rainer Eppelmann

Eine Schnapsidee war es nicht. Die Herren tranken vermutlich Kaffee, als sie im Scheidegger Rathaus der Geistesblitz ereilte. Bürgermeister Ulrich Pfanner mag von der Scheidegger Tradition zum Tag der Deutschen Einheit erzählt haben: "Wir zelebrieren jedes Jahr ein ökumenisches Friedensgebet." Worauf Manfred Przybylski (sprich: Pschibilski) den Faden wohl weitergesponnen und vorgeschlagen hat, zum 20. Jubiläum des Mauerfalls etwas Besonderes zu arrangieren. Etwa die Verleihung eines Friedenspreises. Dafür wusste er auch schon einen hochkarätigen Kandidaten: den Theologen Rainer Eppelmann, Mitinitiator der Berliner Losung "Frieden schaffen ohne Waffen" (siehe Box unten: „In Haft und im Parlament“). Am kommenden Samstag wird Eppelmann von den europäischen Friedensfeiern mit Helmut Kohl aus Wien in die Allgäuer Provinz eilen. "Man sieht, wie wichtig ihm das Thema ist, „er kommt auch auf kleine Bühnen”, freut sich Pfanner, während Przybylski erzählt, sein Duz-Freund habe nur kurz gefragt, auf welchem Flughafen er landen soll. Als Scheidegger Neubürger musste Przybylski da erstmal nachsehen.

Bis vor kurzem war er Geschäftsführer des Begegnungszentrums der Konrad-Adenauer-Stiftung am Corner See. Er hat aber auch das Friedensdorf Oberhausen für Opfer des Vietnamkriegs mit begründet. „Wenn sie die verstümmelten Kinder sehen”, sagt der Mann, der zuvor in der Entwicklungshilfe tätig war, „dann wollen sie nur noch weinen”. Mit dem Friedenspreis, den er als „sein Kind” bezeichnet und aus eigener Tasche finanziert, will er eine Denkmarke setzen: „Wann hat es das schon gegeben, einen radikalen Umsturz ohne Gewalt? Das muss in den Köpfen wach gehalten werden.”

Eppelmanns Festvortrag soll dazu ebenso beitragen, wie die anschließende Gesprächsrunde, bei der der Preisträger als „Zeitzeuge zum Anfassen” Rede und Antwort stehen wird. Wenn alles gut läuft, könnte Przybylskis Veranstaltung zu einer festen Einrichtung werden, Potenzielle Preisträger kenne er genug, meint der studierte Sozialpädagoge, und wer ihn selbst kennenlernt, der ahnt: Was er einmal sein Kind nennt, das zieht er auch groß.

Dieser Text von Juanita Kränzle erschien am 01. Oktober 2009 im Wochenblatt
Bildnachweis: Von Regani – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

In Haft und im Parlament

Rainer Eppelmann, 1943 geboren, ist studierter Theologe, war Bürgerrechtler und später CDU-Politiker, und galt in der DDR als Staatsfeind Nummer eins, weil er den Dienst an der Waffe verweigerte. Dafür saß er acht Monate in Haft.

Eppelmann engagierte sich für kirchliche Friedens- und Menschenrechtsgruppen und schuf mit Robert Havemann den Berliner Appell "Frieden schaffen ohne Waffen". In der Übergangsregierung von Lothar de Maiziere war Eppelmann Minister für Abrüstung und Verteidigung der DDR.

Später arbeitete er als Vorsitzender des Ausschusses für Familie und Senioren des Deutschen Bundestages sowie als Vorsitzender der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Geschichte und Folgen der SED-Diktatur. Seinen Lebensweg hat er in dem Buch" Gottes doppelte Spur - vom Staatsfeind zum Pariamentarier" nachgezeichnet.

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